In diesem Herbst werden die Lampen in Stadt und Landkreis Fulda von Bürgerforschenden im Rahmen eines deutschlandweiten Experiments unter die Lupe genommen. Mit Hilfe einer speziell entwickelten Nachtlichter-App auf dem Smartphone werden unterschiedliche Lichtquellen wie solarbetriebene Gartenleuchten, Straßenlaternen und beleuchtete Fassaden erfasst. Die wissenschaftliche Frage dahinter lautet: „Welcher Anteil der Lichter wird am späten Abend ausgeschaltet?“ Und: „Zu welcher Uhrzeit wird er ausgeschaltet?“ Bürgerinnen und Bürger im Landkreis und in der Stadt Fulda können hierbei mithelfen – entweder auf eigene Faust oder bei einer gemeinsamen Aktion am 5. Oktober in der Fuldaer Innenstadt.
Die Kampagne ist Teil eines größeren Projekts namens „Nachtlicht-BüHNE“ im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2023. In Deutschland sind im Rahmen des Projekts in Stadt und Landkreis Fulda sowie in weiteren Städten wie Dresden, Bayreuth und Augsburg größere Aktionen geplant. „Wir hoffen, mindestens 100 Beobachtungen in und um Fulda machen zu können“, erläutern Sabine Frank, Koordinatorin Sternenpark Rhön beim Landkreis Fulda, Charis Wuthenow vom Umweltzentrum Fulda und Marcel Cire, Koordinator der Sternenstadt Fulda. Das Fuldaer Team unterstützt mit der Aktion das Wissenschaftsteam der Ruhr-Universität Bochum. Für die lokale Messkampagne werden noch Helferinnen und Helfer in und um Fulda gesucht: Alle, die ein Zeichen gegen Lichtverschmutzung setzen wollen und sich in das bürgerwissenschaftliche Projekt einbringen möchten, können sich an der gemeinsamen Zählaktion im Oktober beteiligen. Zum Auftakt der Messkampagne gibt es am Donnerstag, 5. Oktober, um 19 Uhr auf dem Universitätsplatz in Fulda eine Infoveranstaltung für Interessierte. Dort wird die App erklärt, und die ersten gemeinsamen Zählungen werden vorgenommen.
„Es ist ganz einfach: Man läuft langsam von einer Straßenecke zur nächsten und zählt mit der Nachtlichter-App die Anzahl und Art aller Kunstlichtquellen, die man sieht", erklärt das Fuldaer Organisationsteam. „Einige Zeit später an diesem Abend zählt man die Lichter erneut, und das Team der Uni Bochum wird zwei Zählungen nutzen, um zu sehen, wie viele Lichter ausgeschaltet wurden.“ Da Lichtquellen aus dem Bereich Gewerbe, Handel und Gastronomie von besonderem Interesse sind, wurde auch ein Zählgebiet in Fuldas Innenstadt festgelegt.
Weitere Zählgebiete können von allen, die mitmachen möchten, über die App festgelegt werden – auch vor der eigenen Haustür. Denn unabhängig von den gemeinsamen öffentlichen Terminen können sich Interessierte auch ganz individuell beteiligen. Dazu muss man sich lediglich die entsprechende App auf das Smartphone laden. Mit Hilfe der App sollen alle künstlichen Lichtquellen entlang von Straßen erfasst werden – vom beleuchteten Fenster und Werbeschild bis zur Straßenlaterne. Dabei sollen Art, Farbe und Helligkeit der Lichtquelle nach vorgegebenen Kategorien eingeordnet und dokumentiert werden.
Eine Voraussetzung gilt ganz gleich, ob die Forschenden auf eigene Faust oder gemeinsam am Aktionstag unterwegs sind: Bevor es losgeht, ist zur Gewährleistung der Konsistenz beim Zählen und Kategorisieren der Lichter lediglich ein kurzes Online-Tutorial zu absolvieren.
Ausführliche Infos zum Projekt sowie die App zum Download findet man online unter www.nachtlicht-buehne.de/nachtlichter. Wer Fragen hat, kann sich per Mail an info(at)sternenpark-rhoen.de oder umweltzentrum(at)fulda.de wenden.
Hintergrund: Warum erfassen wir Kunstlichtquellen?
Die Erfassung sämtlicher Kunstlichtquellen innerhalb eines Bereichs ist für mehrere wissenschaftliche Bereiche von Bedeutung, denn es gibt bisher kein flächendeckendes Bild davon, wie viel Licht ausgestrahlt wird. Dies hat Folgen für die Forschenden, die die Daten verwenden: In der Ökologie wird untersucht, wie sich das Licht auf Insekten und Zugvögel auswirkt – und sogar zur Ermittlung des Bruttoinlandsprodukts werden in der Wissenschaft Satellitendaten mit Aufnahmen der nächtlichen Lichtquellen rund um den Globus herangezogen. Es ist auch für die Gesellschaft von Bedeutung: Im Jahr 2022 zum Beispiel umfasste ein Teil der gesetzlich verordneten Energiesparmaßnahmen die Abschaltung der Werbe- und Schaufensterbeleuchtung um 22 Uhr. Es gibt bisher jedoch keine öffentlichen Daten darüber, wie viele Unternehmen sich an die Vorgaben gehalten haben, wie die Situation vor 2022 war oder wie sie jetzt, im Jahr 2023, ist.
Weitere Infos zum Thema Lichtverschmutzung und umweltverträgliche Beleuchtung: www.sternenpark-rhoen.de
Weitere Infos zur Sternenstadt Fulda: www.sternenstadt-fulda.de