LANDKREIS FULDA, 18.03.2024. In der Pflege fehlen – wie in nahezu jeder Branche – Fachkräfte, gleichzeitig nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen zu. Diesem Problem wollen sich der Fuldaer Pflegetisch und zahlreiche weitere Akteure aus dem Landkreis Fulda annehmen. Erstmals wurde am vergangenen Freitag ein Pflegeforum angeboten – eine Kombination aus Messe, Beratungs- und Infoangeboten und Unterhaltung. Die Resonanz war groß: Mehr als 1.000 Menschen haben den Aktionstag im Konzeptkaufhaus KARL besucht.
„Die Besucherzahl hat unsere Erwartungen übertroffen“, bilanzieren Florian Hütsch, Sachgebietsleiter Arbeitskräftesicherung beim Landkreis Fulda, und Michael Bernhard, Koordinator des Fuldaer Pflegetisches beim Kreisjobcenter, die maßgeblich für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich waren. Die gute Resonanz ist ein Gemeinschaftserfolg. „An erster Stelle sind hier die vielen Akteure des Fuldaer Pflegetisches zu nennen. Mit ihnen gemeinsam hatten wir bereits vor einem Jahr begonnen, ein Konzept für das Forum zu erarbeiten.“ Dieses wurde dann in mehreren Arbeitsgruppen ausgestaltet, sodass schließlich 27 Aussteller für die Messe zusammenkamen. Der Dank der Verantwortlichen des Landkreises gilt auch der Region Fulda GmbH, die die Räumlichkeiten im Rahmen der „HubWeek“ zur Verfügung gestellt hatte.
„Dass ein solcher Tag für die Gesundheitsbranche auf die Beine gestellt wird, ist nicht selbstverständlich“, sagte Erster Kreisbeigeordneter Frederik Schmitt bei der Eröffnung. „Die Pflege hat, anders als andere Bereiche, keinen Verband, in dem man sich organisieren und austauschen kann.“ Hier leiste der Fuldaer Pflegetisch, der im Jahr 2018 durch den Landkreis Fulda initiiert wurde und in dem mittlerweile 40 Institutionen und Unternehmen vertreten sind, eine wichtige Arbeit.
Das Pflegeforum richtete sich nicht nur an die Fachkräfte von morgen, sondern ebenso an Quereinsteiger, Auszubildende und Menschen, die bereits in der Pflege tätig sind. Entsprechend vielfältig war das Programm: Im zweiten Obergeschoss präsentierten sich 27 Arbeitgeber und Ausbilder aus der Region – darunter Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und -dienste sowie Pflegeschulen und die Hochschule Fulda –, die mit interaktiven Angeboten über Berufsmöglichkeiten informierten. Im 3. OG wurden verschiedene Vorträge und ein Expertentalk geboten. Hinzu kamen Infoveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler und für quereinsteigende Arbeitsuchende sowie unterschiedliche Workshops für Beschäftigte und Einsteigerinnen und Einsteiger aus der Pflege.
Durch das Bühnenprogramm führte die Poetry-Slammerin Leah Weigand aus Marburg. Die ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin und Medizinstudentin ist im vergangenen Jahr in den Sozialen Medien mit ihrem Text „Ungepflegt“ bekannt geworden, den sie auch zur Eröffnung des Pflegeforums vortrug. Der Text stellt ungeschönt den Alltag von Pflegekräften dar – ohne die Branche abzuwerten zu wollen. „Im Gegenteil: Wir müssen davon wegkommen, dass Menschen, die in der Pflege arbeiten, bemitleidet werden. Hierfür müssen die Pflegekräfte selbst auch wieder mehr nach außen tragen, dass sie einen sinnstiftenden, wertigen, tollen Beruf haben“, sagte Weigand.
Dass hierfür die Rahmenbedingungen verbessert werden müssen, darin waren sich die Expertinnen und Experten eines Talks auf der Bühne einig. Über die Zukunft der Pflege sprachen EKB Schmitt, Dajana Herbst, Leiterin der Caritas-Pflegeschule, Prof. Dr. Michael Klingenberg, Professor für Pflegewissenschaften an der Hochschule Fulda, und Sabine Matulenski, Pflegedirektorin bei der Vinzenz Gruppe Fulda. Ein wichtiges Ziel sei, nicht nur neue Fachkräfte hinzuzugewinnen und eine attraktive Ausbildung zu bieten, sondern auch, die bereits in der Pflege Tätigen zu halten. Ein wichtiger Baustein sei die Entlastung durch den Abbau von Bürokratie sowohl in Krankenhäusern als auch in Pflegeeinrichtungen. Die Dokumentation müsse erleichtert werden, sodass für die eigentliche Pflege und Betreuung von Mensch zu Mensch mehr Kapazität bleibt.
Weitere Themen auf der Bühne waren Robotik – Astrid Wyen und Markus Otto vom DRK Fulda stellten hierzu den Pflegeroboter „Pepper“ vor, der seit 2020 in Senioreneinrichtungen im Einsatz ist –, die „Generation Z“ im Berufsfeld Pflege (Vortrag von Julian Bolz, Region Fulda GmbH), das Pflegestudium bzw. die Akademisierung der Pflege (Prof. Dr. Michael Klingenberg) sowie ein Live-Talk mit Azubis der stationären Akut-, Langzeit- und ambulanten Hilfe, der von Hartmut A. Schwab (me:care) moderiert wurde.