EITERFELD, 25.04.2018 - Sie waren ärmlich und in „Lumpen aller Art gekleidet“, baten vor dem Hoftor der Burg Fürsteneck um Obdach für eine Nacht und um ein Stück Brot, um ihren Hunger zu stillen. Es handelte sich um Soldaten der in Russland geschlagenen Grande Armée Napoleons. Dieser hatte verloren, gestand die Niederlage ein und verließ über Nacht seine Truppen aus dem frostigen Kriegsgeschehen.
Die auf dem Weg in die Heimat und zu ihren Familien zurückmarschierenden französischen Soldaten erhofften sich in Deutschland Sicherheit, wie der damalige Eiterfelder Hauptlehrer Röhrig in einer Volksüberlieferung festhielt. Darin schrieb er, dass die Soldaten von Vacha kommend von ihrem Weg abkamen. Als die an den Ortschaften Schenklengsfeld und Oberufhausen vorbeiliefen, sahen sie plötzlich „ein helles Licht aufleuchten“, das sie zu erreichen suchten.
„Es mochte abends 9 Uhr gewesen sein“, schrieb Röhrig nieder, „als sie vor Fürsteneck ankamen. Die Fenster waren hell beleuchtet, und von drinnen tönten Becherklang und Waidmannslieder. Der Amtmann von Fürsteneck hatte erst gestern für seinen Herren von den Gemeinden Eiterfeld, Arzell, Reckrod, Wölf, Leimbach und Leibolz den Zins eingezogen, und heute war zur Erholung großer Jagdtag gewesen. Außer vielen Hasen waren noch Füchse, ein Dutzend kapitale Sechserböcke und etliche Wildschweine zur Strecke gebracht worden.“
“Die Jagdgesellschaft war eben dabei, das Streckenergebnis gebührend zu feiern. Der Oberverwalter hatte das Hoftor bereits schließen lassen, und Knechte und Mägde taten sich in der Küche gütlich.“ Gerade da habe sich jemand vor dem Tor gemeldet: Es waren die in ihre Heimat zurückkehrenden französischen Soldaten. Sie wurden in die Burg Fürsteneck hereingelassen, wo sie in der Gesindestube Verpflegung erhielten. Nachdem sie sich gesättigt hatten, geleitete man sie in den warmen Kuhstall, eine Lagerstätte für die Nacht.
Alle Soldaten freuten sich nach entbehrungsreichen Tagen über diese Aufnahme. So unterhielt man sich in der französischen Muttersprache auch über den Fortgang des Weges ins Heimatland. Ein Kuhschweizer jedoch belauschte die Gespräche, schlich sich heimlich aus dem Stall heraus und machte der Jagdgesellschaft Mitteilung über die Fremden. Diese wie auch Knechte und Arbeiter zogen bewaffnet zum Stall.
Durch deren lautes Sprechen allerdings waren die Franzosen – nichts Gutes ahnend – aufgeweckt worden und verließen ihr Lager. Doch in der mondhellen Nacht, so Hauptlehrer Röhrig, wurden sie bald unterhalb von Fürsteneck in einem Hain erschlagen und in einem Massengrab beigesetzt.
Zur Erinnerung ließen vor 30 Jahren an dieser Stelle Alfons Schneider und Theo Höfer ein Steinkreuz aufstellen. Auch errichtete der Rhönklub-Zweigverein Eiterfeld in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Gesichtsverein sowie der Marktgemeinde Eiterfeld am „Franzosengrab“ 2001 eine Informations-Tafel.